Wohnungsmarkt -

Der Preisauftrieb am deutschen Markt für Wohnimmobilien ebbt ab

Rat der Immobilienweisen erwartet Auslaufen des Preisbooms. Büroflächen bleiben knapp

DBU/Berlin – „Der nunmehr seit acht Jahren andauernde Kauf- und Mietpreisanstieg dürfte bald zu Ende sein.“ Das sagte Prof. Dr. Harald Simons, Vorstand des Berliner Wirtschaftsforschungsinstituts empirica und Mitglied des Rats der Immobilienweisen anlässlich der Vorstellung des Frühjahrsgutachtens 2018, das die Immobilienweisen im Auftrag des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA) erarbeitet haben. „Die Zeiten der stürmischen Entwicklung der Wohnungsnachfrage sind in München, Berlin und Stuttgart zu Ende gegangen“, so Immobilien-Experte Prof. Simons weiter.

Für die Entspannung am deutschen Markt sorgt aus Sicht der Immo­bilienweisen zum einen das Nachlassen der Zuwanderung, die insbesondere nach Berlin, München und Stuttgart sich „beruhigt“ habe. Zum anderen wachse auch das Wohnuns­angebot derzeit kräftig, was sich durch höhere Fertigstellungszahlen bemerkbar mache.
Dabei sind laut Frühjahrsgutachten die Wohnpreise in Deutschland im Jahr 2017 nochmals gestiegen: die Wohnungsmieten legten im Vergleich zu 2016 um 4,3 Prozent zu und stiegen somit sogar schneller als in der Vorperiode, als der Preisauftrieb noch 3,1 Prozent betrug.
Mit einem Plus von 7,9 Prozent sind die Kaufpreise für Eigentumswohnungen deutlich stärker gestiegen als die Mietpreise. Allerdings hat sich hier der Preisauftrieb im Vergleich zum Vorjahr verlangsamt, als das Plus laut Frühjahrsgutachten noch bei 8,8 Prozent lag.

Metropolen mit unterschiedlichen Aussichten
Doch längst nicht für alle Metropolen sehen die Experten den Preisbooms am Wohnimmobilien-Markt am Ende angekommen. In Hamburg, Frankfurt, Köln und Düsseldorf sei der rasante Nachfrageanstieg noch im Gange. „Aber eine Schwächung ist auch hier gut möglich“, so der Immobilienweise Prof. Simons. Wie sich der Markt in der Bankenmetropole Frankfurt entwickle, hänge entscheidend vom Fortgang des Brexit ab, so Simons weiter.

Gesamtvolumen von 58 Milliarden Euro
Der gewerbliche Immobilienmarkt in Deutschland hat im vergangenen Jahr ein Volumen von 58,1 Millliarden Euro erricht. 42 Prozent der Investitionssumme oder 24,4 Millliarden Euro flossen laut Frühjahrsgutachten in Büroimmobilien, womit dieses Segment nach wie vor die stärkste Assetklasse der Branche ist.
In den 127 größten Büromarktstädten sind die Spitzenmieten zum siebenten Mal in Folge gestiegen. Allerdings fällt der Anstieg abhängig von Größe und Attraktivität der Stadt sehr unterschiedlich aus. In den sieben größten Deutschen Städten, den so genannten A-Städten, lag laut Gutachten der Immobilienweisen der gewichtete Durchschnitt der Spitzenmiete für Büroraum bei rund 29 Euro pro Quadratmeter. Gegenüber dem Vorjahr entspricht das einem Anstieg von 4,8 Prozent, gegenüber 2015 sogar um zwölf Prozent.
In den B-Städten wurde eine durchschnittliche Spitzenmiete von 13,7 Euro erreicht – gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 1,3 Prozent.

Büroangebot bleibt knapp
Laut dem Frühjahrsgutachten kam es 2017 zu einem „sehr starken Einbruch der Fertigstellungszahlen von Büroflächen“. Lediglich 1,6 Millionen Quadratmeter Neubaufläche sei in den 127 untersuchten Büromärkten in Deutschland fertiggestellt worden, 16,5 Prozent weniger als 2016. Andreas Schulten, Vorstand der Bulwiengesa AG und Mitglied im Rat der Immobilienweisen sieht einen „eklatanten Mangel an Bautätigkeit im Bürosegment“. Schulten warnt vor Negativfolgen für die wirtschaftliche Entwicklung der Städte. Von der Politik fordert der Immobilienexperte, „ihren bislang bestehenden Fokus auf Wohnimmobilien“ entsprechend auf Büroimmobilien auszuweiten.

Erschienen in Ausgabe: März 2018 | Seite 1

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